Earth Beat


  Dokumentarfilm von Ai Wei Wei, Deutschland, 2017, OV e/ d, 140 Minuten

Human Flow

Die Wanderungen der Tiere faszinieren den Beobachter, die Wanderungen der Völker, etwa zwischen Altertum und Mittelalter, regen die Historikerin zu Theorien an. Was, wenn wir davon weg den Blick auf das Weltgeschehen heute richten? Wenn wir den «human flow», den Menschenstrom betrachten, der sich zwischen den Ländern und Kontinenten bewegt, getrieben von der Angst vor Klimawandel, Elend, Terror und Krieg?

65 Millionen Menschen sind heute unterwegs. Diese globale Flüchtlingsbewegung, die man auch als «Flüchtlingskrise» bezeichnet, hat der chinesische Künstler Ai Weiwei in seinem Dokumentarfilm Human Flow thematisiert. Bei Familienferien auf der Insel Lesbos wurde er damit konfrontiert. «Ich wusste nicht, dass der Besuch zu meiner grössten menschlichen und künstlerischen Herausforderung werden würde», sagt er.

Er begann Material zu sammeln und sich zu vertiefen. 25 Filmteams auf der ganzen Welt lieferten Ai Weiwei die Aufnahmen, die er in drehenden Schleifen anordnete, um das Unfassbare wenn nicht fassbar, so doch irgendwie erfahrbar zu machen. Das ist ein heikles Unterfangen, und Weiwei wurde dafür auch kritisiert. Man warf ihm Selbstdarstellung vor. Aber ist das überhaupt der wesentliche Punkt? Ist es nicht wichtiger, dass ein prominenter Künstler sich des Themas annimmt und es uns in aller Härte und Kompromisslosigkeit vor Augen führt? Was geschieht dort? Aber auch: Wer hilft, wer profitiert davon, wer ist verantwortlich, wer schaut weg?