Jeunesses françaises


Jeunesses françaises

Die schillernden Feiertage liegen hinter uns und die Terminkalender, sind gähnend leer. Der Frühling ist noch lange nicht in Sicht, es ist immer noch kalt und dunkel draussen. Bei manchen Menschen brodelt der Januarblues mit all den sich selbst auferlegten Vorsätzen oder von anderen aufgedrängten Pflichten und dem Druck jene zu erfüllen. Manchmal tut es gut, sich eine Weile in den eigenen vier Wänden zurückzuziehen. Doch ist Pessimismus quasi verboten in der Gegenwart. Nicht nur die Jugend, die ganze Gesellschaft unterliegt nahezu einer Pflicht zum Optimismus.

Der Poetische Realismus der Französischen Gesellschaftsfilme passt da ganz gut in diese Jahreszeit. Dokumentarischen Filme wie «Max et Lenny» und «Pas comme les loups» nehmen uns mit auf Reisen zu den kleinen, unbemerkten und doch bemerkenswerten Dingen düsterer Alltagswelten. Es sind die Porträts zweier junger Frauen (Max und Lenny) und zweier junger Männer (Roman und Sifredi), die am Rande der Gesellschaft stehen, ohne in Selbstgefälligkeit oder engelsgleiche Rede zu verfallen.

Die Spielfilme «Chaos» und «Le ciel attendra» sollen uns mit ihren heiklen und authentischen Themen zum Nachdenken anregen. Basierend auf realen Gesprächen erzählen sie detaillierte und ehrliche Geschichten von der scheinbaren Freiheit unsere Zeiten, die wir so schnell nicht vergessen. Caroline Serreau und Marie-Castille Metion-Schaar gewähren uns Einblicke in scheinbar stabile normale Leben, welche durch Zufall oder der Suche nach Idealen Werten ganz einfach zerfallen können.

Eva Husson gibt mit dem Gesellschaftsfilm «Gang Bang» Einblicke in die komplizierte Welt der heutigen Teenager auf der Suche nach ihrer Identität. Nahezu jede Form der Rebellion hat bereits stattgefunden, kaum gibt es noch Tabus, Sexualität ist jederzeit und überall verfügbar und soziale Medien täuschen Verbundenheit vor.

Der in französischer, deutscher und polnischer Kollaboration entstandene Spielfilm «Elles» reflektiert die Lebensentwürfe dreier Frauen, die entgegengesetzter nicht sein könnten. Darin trifft die gut abgesicherte bürgerliche Existenz einer Journalistin (Juliette Binoche) auf das rohe und intensive Leben zweier Studentinnen, die sich ihr Geld als Prostituierte verdienen. Eine durchaus kritische Bestandsaufnahme, die nicht denunziert.

Unverblümt, gegenwärtig, authentisch so wollen wir ins neue Jahr starten. Das Januarprogramm widmet sich der Generation Z. Den Werthaltungen und den Strategien, die junge Menschen anwenden, um das prekäre Gleichgewicht zwischen individueller Selbstverwirklichung und dem Wunsch nach Sicherheit in einem Klima allgemeiner gesellschaftlicher Verunsicherung zu bewahren. Ja, wer wenn nicht unsere westlichen Nachbaren, könnte dieses Thema nicht bemerkenswerter und spannender in zeitgemässe Märchen verpacken.