«Ein solch qualitativer, sorgfältiger, politisch durchaus
bewusster und dennoch unterhaltsamer Film ist rar zu finden.
Der Teddy Award der Berlinale wird nicht die letzte
Auszeichnung bleiben!» Klingt das überzeugend? In den
Nullerjahren sage ich Queersicht Adieu und gönne mir etwas
Musse, um mich privat und beruflich neu zu orientieren.
Einer Eingebung folgend, besuche ich eine alte Bekannte, die
Fotografin Liva Tresch. Sie ist die wichtigste Chronistin im
Zürcher Milieu um 1960. Ihr Archiv dokumentiert lesbisches
und schwules Leben «before Stonewall».
Liva darf ab 1962 im Szenelokal Barfüsser an den Parties
und Maskenbällen fotografieren. Sie tut dies mit so
liebevoller Nähe, dass man meint, die Menschen auf den
Bildern zu kennen und zu wissen, wie sie ticken. Eine Welt
öffnet sich mir. Ich nehme den Regenbogen-Faden auf und
fünf Jahre später kommt Katzenball in die Kinos. Eine
Geschichte steht selten allein, sondern spinnt einen Faden
zu anderen Geschichten, bis ein dichtes Netz entsteht, das
uns alle tragen kann.
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