KEIN LAND. MENSCHEN. RECHTE – NEUE FILME ZU PALÄSTINA


KEIN LAND. MENSCHEN. RECHTE – NEUE FILME ZU PALÄSTINA

Die Geschichte ist 65 Jahre alt: Israel als ein modernes Land, ein Staat, eine Heimstätte für viele. Entsprechend gleich lang dauert die Vertreibung, die Heimatlosigkeit, die Entrechtung der palästinensischen Bevölkerung. Zwei Seiten einer Fahrt durch das 20. Jahrhundert und ins nächste hinein – die Landkarte zur Apartheid (Roadmap to Apartheid) wie der Titel eines neuen Dokfilms heisst, weist den abschüssigen Weg. Und fast auf den Tag gleich lang – seit 1948, nach dem Horror der Shoah, des Zweiten Weltkriegs – existiert die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte: «Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren»

Die Schauspielerin Batoul Taleb des Freedom Theatre in Jenin sagt als Co-Autorin zu ihrem Film Art/Violence: «Selbst wenn wir Schauspielerinnen in einem Theater sind, das kein Theater ist, in einer Heimat, die keine Heimat ist, in einem Land, das kein Land ist, zeigt die Tatsache, dass wir als palästinensische Frauen «Warten auf Godot» interpretiert haben, dass wir unsere Rechte erlangt haben. Rechte, die uns genommen wurden, Rechte die wir aufgegeben hatten.»

Art/Violence eröffnet den Filmzyklus als Schweizer Premiere in Anwesenheit des israelischen Regisseurs Udi Aloni. Dieser Film dokumentiert Prozesse einer künstlerischen Rebellion zur Gewinnung von Freiheit, kollektiv und ganz persönlich. Von hier aus lassen sich Linien ziehen zu den anderen Filmen: Es geht um Versuche politischer und individueller Aufstände gegen die Übermacht der traurigen Verhältnisse. 5 Broken Cameras (Fünf zerstörte Kameras) dokumentieren den hartnäckigen Widerstand einer Dorfgemeinschaft und der Solidarität, die sie erfährt. Zwei Filmemacherinnen erzählen Geschichten von Menschen, die ihren ganz eigenen Weg gehen: ein Junge gegenüber seiner Mutter und erwachsenen Befreiungskämpfern (When I Saw You) und ein Liebespaar gegenüber denjenigen, die sie in engen familiären Traditionen und politischen Grenzen gefangen halten wollen (Habibi).

Das Kino in der Reitschule zeigt regelmässig Filmreihen aus Palästina/Israel. Der im kreativen und produktiven Kino der Region zur Darstellung kommende Kampf um kleine und grosse Freiheiten berührt, betrifft und inspiriert uns. Erst recht, wenn wir uns zum Abschluss des Zyklus mit dem israelischen Film The Lab klar werden, dass auch die Schweiz über die israelische Rüstungsindustrie, bei der sie in nächster Zeit Drohnen oder Gripen-Ausrüstungsteile bestellen möchte, an das Echteinsatz-Labor der besetzten Gebiete angeschlossen ist.

Matthias Hui


Der Filmreihe wird unterstützt von: Gerechtigkeit und Frieden in Palästina GFP Bern; Fachstelle OeME, Ref. Kirchen Bern-Jura-Solothurn; Berner Mahnwache für einen gerechten Frieden in Palästina/Israel