Vergammeln lassen, räumen, abreißen, neu bauen, abkassieren? Die Esso-Häuser stehen exemplarisch für einen überall – und nicht nur auf St. Pauli – stattfindenden Verdrängungsprozess. 2009 hat ein großes Immobilienunternehmen die Häuser gekauft, nachdem ihr Vorbesitzer jahrzehntelang seinen Instandhaltungspflichten nicht nachgekommen ist. Die Häuser sollen abgerissen werden und einem stark verdichtetem Neubau weichen. Hinter den angeblich so hässlichen Fassaden der Nachkriegsmoderne-Häuser leben Menschen, die ihr Zuhause lieben: Ihre gemütlich eingerichteten Wohnungen, die gewachsene Kiez-Nachbarschaft, die aufgrund der kleinen Wohnungsgrößen erschwinglichen Mieten. Viele von ihnen haben ihre Wohnungen bezogen, lange bevor es hip und teuer wurde, auf St. Pauli zu wohnen. Und viele von ihnen haben Angst, auf dem angespannten Wohnungsmarkt keine neue Bleibe in ihrem Stadtteil zu finden. Ähnlich geht es den Gewerbetreibenden in den Esso-Häusern: Neue Flächen auf St. Pauli für ihre kiez-typischen Betriebe aufzutun, bedeutet gezwungenermaßen, sich in Konkurrenz zu zahlungskräftigen Gastro-Ketten zu begeben.
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