Der Film "Roque Dalton – Erschießen wir die Nacht" erforscht die gesellschaftliche Wirksamkeit von Literatur und Dichtung. Die Texte des salvadorenischen Dichters Roque Dalton, die zwischen Utopie und Sinnlichkeit, zwischen revolutiona?rer U?berzeugung und Lust an der Häresie oszillieren, dienen uns als Linse, durch die wir zeitgeschichtliche und brandaktuellle Konflikte in ungewohnter Schärfe betrachten.
Von den salvadorenischen Diktaturen wegen subversiver Tätigkeit als revolutionärer Schriftsteller und Agitator zum Tode verurteilt, gelang es ihm zweimal seiner Hinrichtung zu entkommen. Er lebte in Mexiko, Prag und vor allem Kuba im Exil. Er half mit, eine der ersten Guerillaorganisationen seines Landes auf die Beine zu stellen, und wurde von seinen eigenen Genossen unter bis heute nicht ganz geklärten Umständen ermordet, über die in dieser filmischen Biographie Zeugen zum ersten mal o?ffentlich sprechen.
Roque Dalton gilt als der Bertolt Brecht oder Jura Soyfer Lateinamerikas. Er setzte sich ab von der hymnischen Dichtung in der Tradition Pablo Nerudas, integrierte etwa als erster Dichter Mittelamerikas die Sprache der Straße, der Spelunken, Bordelle und Gefa?ngnisse in seine Lyrik. Darüber hinaus war er ein Pionier linker Geschichtsschreibung und Kulturforschung. Sein Leben und Werk steht – exemplarischer noch als das Che Guevaras – für den Versuch, neokoloniale Unterdru?ckungsstrukturen mit literarischen, politischen und militärischen Mitteln zu bekämpfen, aber auch für die Widersprüche und Konflikte, in die man dabei geraten kann.
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