Watch the Med
Anfang November ging die Italienische Rettungsaktion «Mare Nostrum» zur Rettung von Bootsflüchtlingen auf dem Mittelmeer zu Ende. Eine neue, wirtschaftlichere und schlankere Variante musste gefunden werden, die Operation Triton wurde ins Leben gerufen. Triton wird von der Frontex geleitet. Dadurch hat die Frontex ein äusserst zweifelhaftes Doppelmandat. Zum einem soll die Grenze zu Europa geschützt und verhindert werden, dass die Flüchtlinge europäischen Boden betreten. Auf der anderen Seite geht es darum, genau diese Flüchtlinge vor dem Tod zu retten. Dieses Dilemma spiegelt die europäische Flüchtlings-Problematik sehr deutlich wieder. –? Weil durch das Ende von «Mare Nostrum» ein Anstieg der Opferzahlen auf hoher See zu erwarten ist, haben sich europaweit Aktivist_Innen zusammengetan. Daraus entstand Watch the Med. Die Idee ist eine Notrufnummer, die von den Leuten in Seenot angerufen werden kann. Die Nummer ist Tag und Nacht in Betrieb und wird immer von unterschiedlichen Gruppen betreut. Bei einem Notruf versuchen die Leute am Telefon, herauszufinden, in welchen Staatsgebiet sich das Boot aktuell befindet. Danach soll die zuständige Marine informiert und diese zur Rettung der Flüchtlinge aufgefordert werden. Im Falle einer Verweigerung durch die Marine soll versucht werden, Frachtschiffe oder auch Kreuzfahrtsschiffe in der Nähe des untergehenden Bootes zur Hilfe zu animieren. Im weiteren sollen auch regionale und lokale Soli-Gruppen in ganz Europa alarmiert werden, um im Fall der Fälle auf der Strasse – z.B. vor den Botschaften der jeweiligen Länder – Druck zu machen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Die Notrufnummer ist seit dem 10. Oktober in Betrieb, sie wird breit in den Abfahrtsländern gestreut. – In den beiden letzten Februarwochen ist ein Aktivist und betroffener Refugee der Berliner Watch The Med-Gruppe in der Schweiz, um über die Erfahrungen der bereits 4 Monate Nottelefon-Betrieb zu berichten.