Kino im Dezember
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Luigi Comencini, Italien, 1972, OV Italienisch/e, 112 Minuten, Komödie |
Lo scopone scientifico
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Eine ältere, wohlhabende Amerikanerin (Bette Davis) reist jedes Jahr mit ihrem Chauffeur George (James Cotton) nach Rom, um mit dem mittellosen Peppino (Alberto Sordi) und seiner Frau Antonia (Silvana Mangano) das Kartenspiel Scopa zu spielen.
Das jährliche Szenario bleibt unverändert: Sie spendet den Anfangseinsatz, gewinnt dann aber letztendlich das Spiel und zerstört damit den Traum des Paares, einen Sieg zu erringen und ihr Leben zu verbessern. Peppino und die reiche Amerikanerin stehen für die Konfrontation zwischen Unterentwicklung und Wirtschaftsmacht. Derjenige, der über das Kapital verfügt, gibt dem Proletarier ein wenig Geld, damit er teilnehmen kann, und gewinnt dank seiner unendlichen finanziellen Ressourcen am Ende immer. „Lo scopone scientifico” kann somit als Fabel über den amerikanischen Wirtschaftsimperialismus und die Übel einer neuen Form des Kolonialismus gesehen werden, die die Köpfe derer angreift, die ihr zum Opfer fallen. Die Gemeinschaft des Slums, der unterhalb der Villa der Milliardärin liegt, träumt, hofft, fiebert mit, unterstützt ihre Champions und hilft ihnen sogar finanziell. Der Film prangert nicht nur die Aggressivität der Reichen, sondern auch den Fehler der Armen an. Diese sehen in ihrem Elend nur den individuellen und fragmentarischen Versuch, den Besitzenden ein wenig von ihrem Vermögen abzunehmen, als einzige Antwort. Laut Comencini kann das Elend der Arbeitslosen und Ausgegrenzten nur durch einen umfassenden sozialen Umbruch gelöst werden. Klassenkonflikte lassen sich nicht durch Kompromisse, sondern nur durch radikale Umwälzungen lösen. Cleopatra, die Tochter von Peppino und Antonia, hat dies verstanden und handelt radikal, um die Illusionen ihrer Eltern zu zerstören.
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